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Ratgeber Gravel Bike – Die Neuerfindung des Rennrads?

Heute mal 'ne Runde graveln. Was sich abseits der Radsportszene seltsam anhört, hat sich in den letzten Jahren zu einem Trend entwickelt. Anfangs noch als Marketing-Gag verspottet, haben inzwischen nahezu alle Rennradhersteller mindestens ein Gravel Bike im Repertoire.

Neben Race, Aero, Endurance und Cyclocross, hat sich Gravel als feste Rennradkategorie etabliert. Für den Laien alles Rennräder die sich auf den ersten Blick kaum unterscheiden. Nur die breiten Reifen deuten auf eine andere Art hin. Weil aber selbst die Kategorie Gravel Bike sehr vielseitig ist, zeigt sich schnell der breite Interpretationsspielraum. In diesem Blogspot wollen wir euch mal die Besonderheiten eines Gravel Bikes näher bringen.

Was also ist ein Gravel Bike und wofür wird es gebraucht?

Ein erster Hinweis liefert schon der Name. Gravel bedeutet übersetzt nichts anderes als Schotter. Damit ist das Einsatzgebiet schon mal grob umrissen. Weitere Hinweise liefern die Geschichte und die Herkunft. In den Anfangsjahren des Radsports, als asphaltierte Straßen noch selten war, mussten Rennräder mit grobem Untergrund zurechtkommen.

Breite Reifen und eine robuste Bauart meist aus Stahl waren also der Normalfall. Mit der Zeit wurden die Straßen besser, neue Materialien wie etwa Aluminium eroberten die Fahrradwelt und ermöglichten den Bau leichterer und schnellerer Rennräder.

Dennoch kommen klassische Rennräder schnell an ihre Grenzen, wenn sie mal nicht auf asphaltierten Straßen zum Einsatz kommen. Eine Erfahrung, die zahlreiche Radsportler in den USA machen, die abseits der großen Ballungsgebiete wohnen und nicht nur auf dem Highway pedalieren wollen. Auf endlos langen Schotterpisten werden dann hohe Anforderungen an Fahrer und Material gestellt. Meist kamen dafür Mountainbikes zum Einsatz, doch mit der zunehmenden Verbreitung von Radrennen auf unbefestigten Wegen, wuchs auch der Wunsch nach mehr Geschwindigkeit auf den holprigen Pisten.

Eines der ältesten und bekanntesten Schotter-Rennen ist Unbound Gravel, ehemals Dirty Kanza. Auf rund 200 Meilen geht es für Tausende Teilnehmer über Schotterpisten und Feldwege durch die ländlichen Regionen von Kansas. Vielen gilt das Rennen als Brutstätte der Gravel Bikes heutiger Bauart. Die Wahrheit ist vermutlich etwas komplizierter, denn offroad taugliche Rennräder wurden schließlich schon vor über hundert Jahren gefahren.

Der heutige Trend ist aber sicher auf die Radsportszene in den USA zurückzuführen und ist eng mit dem Namen Tom Ritchey verbunden, legendärer Rahmenbauer und einer der Mit-Erfinder des Mountainbikes.

Während heute für viele Fahrradenthusiasten die n+1 Regel gilt, man also nie genug Fahrräder besitzen kann, war für Ritchey klar, dass man nur ein Fahrrad benötigt, und das muss zu den Gegebenheiten passen, in denen man üblicherweise unterwegs ist. In diesem Ansatz scheint schon eine Definition für das Gravelbike durch.

Manche nennen es Allrounder, andere die eierlegende Wollmilchsau. Sicher ist, ein Gravel Bike soll schnelles, komfortables und langes Fahren im unwegsamen Gelände ermöglichen. Das bietet einerseits ein klares Bild, ermöglicht andererseits aber einen breiten Interpretationsspielraum. 

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Was hat ein Gravel Bike mit einem Rennrad zu tun?

Wenn man jetzt ein Gravel Bike für ein Rennrad mit breiten Reifen hält, dann liegt man nicht ganz richtig, aber auch nicht falsch. Sicher, es sieht auf den ersten Blick wie ein Rennrad aus, es hat aber auch Eigenschaften, die eher selten an Rennrädern anzutreffen sind. Auffälligstes Merkmal der Gemeinsamkeit ist der nach unten gebogene Rennlenker, auch Bügel genannt. Das ist auch, neben dem üblichen Trapezrahmen, die einzige offensichtliche Gemeinsamkeit mit einem klassischen Straßenrennrad oder Aero Bike. Mit dem bequemer ausgelegten Endurance hat es die Rahmengeometrie gemeinsam. Oft werden Gravel Bikes auch mit Vollausstattung, also Licht und Schutzblechen angeboten und entsprechen dann eher einem Randonneur. Diese Räder werden vor allem für Langstreckenrennen, den sogenannten Brevets oder Marathons eingesetzt.

Eine Rennrad-Kategorie ist dem Gravelbike aber besonders ähnlich, die Cyclocrosser. Damit werden meist im Herbst und Winter Rundenrennen auf schlammigem oder sandigem Untergrund durchgeführt, wobei unterwegs auch Hindernisse überwunden werden müssen. Cyclocrosser sind dem Rennrad sehr nahe, weil sie auch auf Performance ausgelegt sind, haben aber nach UCI-Norm 32 Millimeter breite, grobstollige Reifen. Bei den im Handel angebotenen Gravel Bikes und Cyclocrossern sind die Übergänge manchmal nur in Nuancen zu erkennen, meist an der Möglichkeit noch breitere Reifen zu fahren.

Einige Hersteller haben sich bei der Entwicklung ihres Gravel Bikes eher vom Mountainbike leiten lassen. Das zeigt sich dann beispielsweise an der etwas anderen Rahmengeometrie mit einem deutlich abgesenkten Oberrohr.

Was sind die Merkmale eines Gravel Bikes?

Ein Gravel Bike lässt sich aber nicht nur von anderen Rädern abgrenzen, sondern verfügt auch über Merkmale, die vor allem in dieser Fahrradkategorie zu finden sind. Wie wir gesehen haben, sind Gravel Bikes sehr vielseitig einsetzbar. Daraus ergeben sich dann spezifische Anforderungen, die ein Gravel Bike erfüllen sollte und kennzeichnet.

Rahmen und Material

Bei Gravel-Bikes kommt immer der sogenannte Trapezrahmen zum Einsatz, meist in der klassischen Form oder mit einem leicht abgesenkten Oberrohr. Die für den Rahmenbau verwendeten Materialien bestimmen letztlich den Preis des Bikes. Weit verbreitet sind Aluminium und Carbon bzw. die Mischung beider Materialien, beispielsweise in dem der Rahmen aus Aluminium gefertigt wurde, die Gabel aber aus Carbon. Carbonrahmen sind in der Regel leichter, dafür aber kostspieliger und etwas empfindlicher im Vergleich zu Aluminium. Weil Carbon mehr Flex ermöglicht als Alu, werden die Rahmen häufig als komfortabler wahrgenommen.

In den vergangenen Jahren erlebte auch der Stahl eine Art Renaissance im Rahmenbau und kommt heute unter anderem bei Gravel Bikes zum Einsatz. Stahl und Alu gelten als sehr robust und damit als ideal für Bikes, denen man eine Menge abverlangen will.

Lenker

Prägend für das Erscheinungsbild eines Gravel Bikes ist der Lenker. Allerdings geht es weniger um die Optik als um die handfesten Vorteile die ein Rennradlenker, auch als Dropbar oder Bügel bezeichnet, bietet, etwa durch die verschiedenen möglichen Griffpositionen. Auf langen Ausfahrten sollen die Hände nicht einschlafen und im Gelände ist ein fester Griff erforderlich. Dafür ist ein breiter Lenker ideal, der bei Gravel Bikes meist zwischen 440 und 460 Millimetern liegt.

Übrigens macht ein breiter Lenker auch das Anbringen von Lenkertaschen einfacher. Bei Gravel Bikes haben sich zudem Lenker durchgesetzt, deren Drops leicht nach außen zeigen. Das wird Drop-Flare genannt und verbreitert die untere Griffposition des Lenkers. Dadurch hat man insbesondere auf unwegsamen Strecken eine bessere Kontrolle über das Bike.

Ein weiterer Aspekt betrifft den Reach des Lenkers, also wie weit vorne die Brems-/Schaltgriffe angebracht sind. Damit man gestreckt auf dem Rad sitzt, muss der Reach entsprechend groß sein. Weil beim Gravel Bike eher eine komfortable Sitzposition angestrebt wird, sollte der Reach also eher kleiner sein.

Allerdings wird die Sitzposition auch von anderen Faktoren beeinflusst und lässt sich unter anderem über die Länge des Vorbaus anpassen. Die Lenker am Gravel Bike sind entweder aus Aluminium oder Carbon gefertigt. Carbon-Lenker haben mehr Flex und sind in der Lage leichte Stöße auszugleichen. Das sorgt für mehr Komfort und ist insbesondere bei längeren Ausfahrten wahrnehmbar.

Reifen

Den richtigen Reifen zu finden, gleicht heute fast einer Wissenschaft. Bei Gravel Bikes sind breitere Reifen ein zentrales Merkmal und entscheidend für den vielfältigen Einsatzbereich. Die Rahmen sind so gebaut, dass Reifenbreiten bis zu 50 Millimeter möglich sind. Das Spektrum der angebotenen Gravel-Reifen reicht von 33 Millimetern bis zu 50 Millimeter. Typisch für Gravel Bikes ist die Verwendung von 40 Millimeter breiten Reifen mit Profil an den Kanten für Grip im Gelände und einer glatteren Lauffläche, die auch schnelleres Fahren ermöglicht.

Diese Form des Reifens wird Semi-Slick genannt und in vielfältigen Varianten angeboten. Nahezu alle Gravel Bikes lassen sich inzwischen tubeless betreiben, also ohne zusätzlichen Schlauch. Damit wird die Pannensicherheit deutlich erhöht, vor allem wenn im Gelände mit niedrigerem Luftdruck gefahren wird.

Pedale

Ähnlich wie bei Rennrädern werden Gravel Bikes ohne Pedale angeboten. Entsprechend kann die ganze Bandbreite möglicher Pedale je nach Vorliebe zum Einsatz kommen. Die erste grundsätzliche Frage ist die nach dem System, also entweder Klickpedale oder Flatpedals.

Wer sein Gravel Bike vor allem im Alltag einsetzt, sollte Flatpedals wählen. Für den sportlicheren Einsatz bieten sich die Klickies an. Dabei sind reine Rennradpedale meist nur die zweitbeste Wahl, vor allem weil der dazu passende Rennradschuh nicht zum Gehen geeignet ist. Deshalb kommen am Gravelbike meist die sogenannten SPD-Pedale zum Einsatz, die auch an Mountainbikes verwendet werden. Ihr Vorteil ist der passende Mountainbike-Schuh mit Profil, bei dem der Klickmechanismus in der Sohle verankert ist und somit nicht beim Gehen stört.

Komponenten

Auch beim Thema Schaltung und Bremse haben sich am Gravelbike ein paar Besonderheiten etabliert, die an Rennrädern seltener zu finden sind. Das fängt an der Bremse an, die üblicherweise aus einer hydraulischen Scheibenbremse besteht. Bei preiswerteren Bikes sind manchmal mechanische Scheibenbremsen verbaut. Damit wird eine höhere Bremsleistung bei gleichzeitig komfortablerer Bedienung erreicht.

Bei den Schaltungen ist die ganze Bandbreite der angebotenen Modelle möglich. In der Praxis werden viele Gravel Bikes aber mit Mono-Schaltsystemen ausgestattet (Shimano oder Sram) bei denen nur ein Kettenblatt zum Einsatz kommt. Die ermöglichen ein ebenso breites Übersetzungsspektrum, verfügen aber über weniger Zwischengänge. In den letzten Jahren kommt vermehrt die neue Gravel-gruppe von Shimano (GRX) zum Einsatz. Die wird in verschiedenen Versionen, analog zu den Rennrad-Gruppen 105, Ultegra und Dura Ace angeboten. Ihr Vorteil ist der breite Einsatzbereich, der von einem Gravel Bike erwartet wird. So müssen steile Passagen im Gelände ebenso zu bewältigen sein, wie schnelle Abfahrten auf asphaltierten Straßen.

Entsprechend bietet die GRX mit einer 11-34-Kassette und einem oder zwei Kettenblättern ein breites Übersetzungsspektrum. Zudem lässt die Gruppe einen problemlosen Schaltvorgang über drei Gänge zu. Das kann bei steilen Offroad-Passagen den Unterschied machen, ob weitergefahren wird oder geschoben werden muss. Mit der robusten Bauweise des Schaltwerks gehört auch das Durchschlagen der Kette der Vergangenheit an und auch einen Sturz kann die Schaltgruppe vertragen. Am Cockpit sorgen die großen rutschfesten Griffe für sicheres Handling auf jedem Untergrund.

Was gibt es beim Kauf eines Gravel Bikes zu beachten?

Die erste Begegnung mit einem Gravel Bike löst nicht selten den Reflex aus: Das muss ich haben! Doch bevor man sofort die Kreditkarte zückt, sollte man sich über ein paar Fragen Klarheit verschaffen. Wie bei anderen Fahrrädern auch steht an erster Stelle die Rahmengröße. Dabei gilt die Regel, den Rahmen eher etwas kleiner wählen als zu groß. Der Grund ist einfach, denn ein kleinerer Rahmen lässt sich an die richtige Körpergröße anpassen, ein zu großer Rahmen nicht. Für die richtige Rahmengröße ist nicht nur die reine Körpergröße relevant, sondern ebenso Schrittlänge, aber auch die Länge des Oberkörpers bzw. die Länge der Arme.

Grundsätzlich sollte die Größe so gewählt werden, dass man bequem für längere Zeit auf dem Rad zubringen kann. Ein kürzeres Setting sorgt dabei für ein wendigeres Bike und eine aufrechtere Sitzhaltung. Alternativ sorgt ein längeres Setting für mehr Laufruhe und eine gestreckte Sitzhaltung. Grundsätzlich ist die Rahmengeometrie eines Gravelbikes für eine aufrechtere Sitzposition ausgelegt.

Ist die richtige Rahmengröße gefunden, geht es um den Einsatzzweck. Gravel Bikes können im Alltag, für Radreisen oder ausschließlich für sportliche Ausfahrten genutzt werden. Jeder Einsatzzweck erfordert ein paar Besonderheiten, die beim Kauf beachtet werden sollten. Wird das Gravel Bike im Alltag genutzt, so sollten Schutzbleche und Licht verbaut sein. Steht dagegen eher die Tour im Vordergrund, so sollten genügend Möglichkeiten vorhanden sein, an denen sich Gepäck und Trinkflaschen befestigen lassen.

Bei einem eher sportlichen Setting sollte der Fokus dagegen auf der Rahmengeometrie und dem Gewicht liegen. Beim Kauf müssen die Aspekte vorrangig beachtet werden, die sich nachträglich nicht mehr verändern lassen. Dazu gehören auf jeden Fall die Geometrie und das Material des Rahmens, aber auch die fest am Rahmen angebrachten Befestigungsmöglichkeiten. Komponenten wie Licht und Schutzbleche lassen sich dagegen problemlos nachrüsten.

Um den richtigen Reifen zu finden, braucht es meist einige Zeit, die man mit dem Rad verbracht hat. Im Laufe der Zeit bilden sich Vorlieben heraus. Beim Kauf ist es wichtig, einen Rahmen zu wählen, der eine möglichst große Bandbreite an Reifengrößen erlaubt. Die richtige Wahl der Schaltgruppe sollte auch schon beim Kauf getroffen werden. Zwar lassen sich einzelne Bestandteile oder auch ganze Gruppen nachträglich austauschen, dabei sind allerdings natürliche Grenzen gesetzt. Beispielsweise lässt sich an einem Carbonrahmen nachträglich kein Umwerfer mehr anbringen. Die Entscheidung für nur ein Kettenblatt muss man dann beibehalten. Alle anderen Komponenten wie etwa die Pedale, der Sattel oder der Vorbau lassen sich nach den persönlichen Vorlieben auswählen und nachträglich noch korrigieren.


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FAQ Gravel Bike

Hat ein Gravel Bike eine bestimmte Geometrie?

Ja, Gravel Bikes haben meist eine Rahmengeometrie die eine aufrechtere Sitzposition erlaubt. Anders als bei den performanceorientierten Rennrädern sind Gravel Bikes auf Komfort ausgelegt. Auch wenn sich die Werte oft nur um wenige Zentimeter oder Millimeter verändern, haben sie einen gravierenden Einfluss auf die Fahreigenschaften. Zu den auffälligsten Unterschieden gehören eine deutlich längere Kettenstrebe, ein längeres Steuerrohr und ein etwas höher liegendes Tretlager. Dadurch verlängert sich zum einen der Radstand, die Sitzposition wird aufrechter und die Bodenfreiheit ist höher. Zudem haben Gravel Bikes meist nur eine geringe oder keine Sitzüberhöhung, die Sitzposition ist also weniger tief und gestreckt als beim Rennrad.

Wie schwer ist ein Gravel Bike?

Das ist zunächst abhängig von den verwendeten Materialien. In der Regel sind Gravel Bikes etwas schwerer als vergleichbare Rennräder, Carbon leichter als Aluminium und Stahl. Bei entsprechend leicht gebauten Gravel Bikes muss man mit rund 8 Kilogramm rechnen, der Durchschnitt dürfte bei etwa 10 bis 11 Kilogramm liegen. Dazu kommt dann noch die Ausstattung, die je nach Setting, etwa fürs Bikepacking, noch ein paar zusätzliche Kilogramm ausmachen kann.

Was kostet ein Gravel Bike?

Günstige Einstiegsmodelle sind bereits ab etwa 1.500 Euro zu haben. Allerdings muss man zu diesem Preis deutliche Abstriche machen, beispielsweise beim Gewicht und den verbauten Komponenten. Die Mittelklasse mit hydraulischen Scheibenbremsen und beispielsweise der GRX-Gruppe von Shimano beginnt bei etwa 2.500 Euro.

Für ein gut ausgestattetes Gravel Bike mit einem Carbon-Rahmen müssen dagegen mindestens 3.000 Euro auf den Tisch gelegt werden. Die Preise sind natürlich nur grobe Richtwerte und decken eher den jeweiligen Einstieg ab. Nach oben sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Man kann also für ein Gravel Bike auch locker 5.000 Euro und mehr ausgeben.

Sind Gravel Bikes für den Alltag geeignet?

Absolut. Auch wenn die Sitzposition zunächst ungewohnt erscheint, haben sich Gravel Bikes längst auch als Alltagsrad durchgesetzt und werden in zahlreichen Varianten auch schon dafür ausgerüstet angeboten. Neben Schutzblechen und Licht lässt sich an den meisten Gravel Bikes auch ein Gepäckträger anbringen.

Welche Reifengröße ist für ein Gravel Bike geeignet?

Die meisten Gravelbikes sind mit 28 Zoll-Rädern bzw. 700c ausgestattet, immer öfter kommen aber auch 27,5 Zoll-Räder bzw. 650b zum Einsatz. Die Unterschiede zeigen sich vor allem in der Reifenbreite und dem möglichen Einsatzbereich. Während 700c Reifen eher für Breiten zwischen 34 und 42 Millimeter verwendet werden, kommen auf 650b Reifen breitere Pneus bis zu 55 Millimeter zum Einsatz.

Gravel Bikes, die vor allem für schnelles Fahren auf glattem Asphalt oder Schotter genutzt werden, sollten auf schmalere 700c-Reifen setzten. Für den überwiegenden Einsatz im Gelände sind die breiteren 650b Reifen ideal, die zudem mit noch niedrigerem Luftdruck gefahren werden können.

Wie schnell kann man mit einem Gravel Bike fahren?

Auch wenn ein Gravel Bike wie ein Rennrad aussieht, die gleichen Spitzengeschwindigkeiten sind eher nicht zu erreichen. Wie schnell man tatsächlich fahren kann, hängt von der gewählten Übersetzung, dem aerodynamischen Widerstand, dem Rollwiderstand und nicht zuletzt der eigenen Muskelkraft ab.

Grundsätzlich lassen sich mit einem Gravel Bike auf längeren Touren höhere Durchschnitts-Geschwindigkeiten als mit einem klassischen Tourenrad erreichen. Weil Schnelligkeit alleine aber dem Wesen eines Gravel Bikes widerspricht, ist dieser Aspekt eher zu vernachlässigen. Für Geschwindigkeitsjunkies ist dann das Aero Bike die bessere Wahl.

Eignet sich ein Gravel Bike für Radreisen?

Auf jeden Fall, man könnte auch sagen, das Gravelbike ist für Radtouren prädestiniert, vor allem wenn es sich um das sogenannte Bikepacking handelt, also das Fahren mit wenig Gepäck. Im Handel sind inzwischen eine Vielzahl an Taschen für Rahmen, Lenker und Sattel verfügbar, mit denen sich ein Gravelbike innerhalb weniger Minuten in ein Reisefahrrad verwandeln lässt.

Durch das breite Einsatzspektrum eines Gravel Bikes sind den Ausflugszielen dann kaum Grenzen gesetzt. Inzwischen hat sich in Deutschland auch eine Szene entwickelt, die regelmäßig Overnighter oder sogenannte Selbstversorger-Rennen veranstaltet, die auch schon mal mehrere Wochen dauern können.

Gibt es auch E-Gravel Bikes?

Ja, der Trend zum E-Bike macht auch vor den Gravel Bikes nicht halt, inzwischen sind einige Modelle auf dem Markt. Die Grundidee und der Einsatzzweck eines E-Gravel Bikes unterscheidet sich nicht von den Vertretern ohne elektrische Unterstützung.

Dennoch gibt es ein paar Unterschiede, die vor allem dem Antrieb geschuldet sind. So müssen Akku und Motor am Bike untergebracht werden, ohne beispielsweise die Anbringungsmöglichkeiten für Bikepacking-Taschen einzuschränken. Das kann die Rahmengeometrie und die Fahreigenschaften beeinflussen. Insgesamt wird durch den Antrieb und die stabileren Rahmen auch das Gewicht des Bikes erhöht. Etwa sechs bis acht Kilogramm müssen dann zusätzlich einkalkuliert werden. Und auch der Preis eines E-Gravel Bikes liegt deutlich höher.